Von Babypuppen, Schaukelpferden und anderen Widrigkeiten. Als Erstlingsmutti lernt man ja auch nach zwei Jahren immer noch dazu ...
Das Kind und ich tigern durch die Stadt. Der Sommerurlaub steht an (jaaaa, ich geb’s zu – die Geschichte ist schon ein bisschen älter!) und wir brauchen noch einige wichtige Utensilien, die sicher jeden Campingurlaub aufpeppen. Ein Solarplanschbecken zum Beispiel. Unglaublich nützlich, wenn man jede zweite Nacht auf einem neuen Campingplatz verbringt. Ich darf jetzt schon mal verraten, dass wir das Ding zwar fleißig hin- und hergefahren, aber niemals ausgepackt haben. Aber egal – andere Geschichte. Kindersachen gibt es in Braunschweig vor allem bei Jako-o. Auf dem Weg dorthin befinde ich es noch als eine gute Idee, das Kind mitzunehmen. Schließlich gibt es ein Spielhäuschen zum Klettern und eine Babyecke mit ganz viel Baukrams. Leider bedenke nicht, dass das ganze Spielzeug in den Regalen drumherum möglicherweise einen viel größeren Reiz ausüben könnte.
Es kommt, wie es kommen muss: Statt gemütlich durch die Regale zu schlendern, während das Kind im Kletterturm seine motorischen Fähigkeiten erprobt, übe ich mich in hektischer Schadensbegrenzung, weil das Kind die Regale einer näheren Inspektion unterzieht. Hinzu kommt, dass das Jako-o-Verkaufsteam an strategisch günstigen Punkten Krümel-Puppen verteilt hat. „Krümel“ ist eine An-und-Ausziehpuppe. Es gibt sie politisch korrekt in mehreren Hautfarben und natürlich mit viiiiel Zubehör. Selbstredend, dass auch wir eine Krümel-Puppe haben. Krümel heißt bei uns Piet und ich finde ihn nicht sehr hübsch. Weil Piet aber ein Geschenk der Großeltern war und das Kind Piet gern hat, übe ich mich in Gelassenheit. Mal sehen, ob das so bleibt, wenn sie mit 16 die ersten Kerle mit nach Hause bringt ...
Jedenfalls lauert Piet plötzlich an jeder Jako-o-Ecke. Ein Piet liegt im Puppenwagen, ein anderer Piet sitzt in einer Babyschaukel, ein Piet mit grünen Klamotten hier, ein Piet mit Kleidchen und Sonnenhut dort. Das Kind stürmt jedes Mal mit Begeisterung los, um zu erkunden, was „ihr“ Piet dort macht, nur um sich dann alles geschäftsmäßig unter die Arme zu klemmen und mit nach Hause nehmen zu wollen. Ich habe meine liebe Mühe, dem Kind zu erklären, dass das alles gar nicht Piets sind, sondern sein Bruder Tim, der Cousin José aus Südamerika (die dunkle Puppe :-)), seine Freundin Lena und, so weiter. Und dass Tim, José und Lena zu anderen Kindern gehören und daher nicht einfach mitgenommen werden können.
Während ich also meinen eigenen Kampf zu kämpfen habe, beobachte ich eine Mutter und ihre vielleicht acht(!)jährige Tochter. Die Tochter schwingt sich auf eines der Schaukelpferde und ist begeistert. „Mamaaaaa! Darf ich das haben?“ Die Mutter: „Nein.“ Die Tochter: „Och, Mamaaaa, bitte!“ So geht das eine Weile hin und her, bis die Mutter sich zu einem folgenreichen Nebensatz hinreißen lässt: „Nein, nicht einfach so zwischendurch!“ Die Tochter: „Mama, biiitte!“ Die Mutter: „Nein, das ist bestimmt zu teuer.“ Die Tochter: „Mamaaaa, ich möchte das haben, bütte!“ Die Mutter fragt eine Verkäuferin nach dem Preis. ... 140 Euro!!! Mir schlackern die Ohren. Das wäre mir das Pferdchen im Leben nicht wert, aber da hat ja jeder so seine eigenen Prioritäten. Die Mutter: „Nein, das ist zu teuer.“ Die Tochter: „Mammma!“ Die Mutter: „Nein, das ist zu teuer, das kann ich nicht allein entscheiden, da müssen wir zuhause mal mit Papa sprechen. Außerdem passt das doch gar nicht in unser Auto!“ Die Tochter: „Mamaaa, bittebittebitte!“ Die Mutter greift zum Telefon. Ich verlasse die Szene für eine Weile, um mich meinem eigenen zweibeinigen Problem zu widmen. Als ich später wieder dazukomme, sehe ich, dass Papa wohl keine große Hilfe war. Die Mutter diskutiert mit der Verkäuferin, möchte ein Pferd bestellen und sich liefern lassen. Das Pferd im Laden ist anscheinend das letzte Exemplar vor Ort und auch nur ein Ausstellungsstück. Ich kichere in mich hinein – Sieg für das Töchterchen! Wer hätte das nach dem ersten so konsequent klingenden „Nein“ wohl gedacht? Das Töchterchen jedoch scheint noch nicht ganz zufrieden, schließlich hatte sie sich ja mit genau diesem einen Pferd schon bestens angefreundet. Aber was soll man schon machen, wenn die Verkäufer es partout nicht rausrücken wollen ...
Ich drehe eine letzte Runde durch den Laden, fange mein Mini-Monster ein, stelle sämtliches Spielzeug aus seinen Hosentaschen sicher und lege es zurück ins Regal („Das gehört einem anderen Kind!“ funktioniert wirklich sehr, sehr gut!), gehe zur Kasse ... und sehe, wie eine grinsende Achtjährige dabei zuschaut, wie die Verkäuferin ihr das Schaukelpferd in eine riesige Plastikfolie packt. Chapeau!
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