Riesenschnauzer Gary vom Gutspark

Schnauzer im Tierschutz.

 

Den folgenden Text über Schnauzer als Tierschutz-Notfälle habe ich als Mitglied eines Nothilfevereins geschrieben. Das Hundemagazin WUFF hat ihn auszugsweise in einem Schnauzer-Portrait (Heft 2009-11) und den Volltext hier auf der Webseite veröffentlicht. Vielen Dank dafür!

(c) Mareike Wilms

Groß und schwarz – diese Eigenschaften machen es Tierheimhunden besonders schwer, schnell in eine neue Familie vermittelt zu werden. Von allen Schnauzerrassen sind es daher vor allem die Riesenschnauzer, die lange hinter Gittern sitzen. Dass es meistens auch einen Grund gibt, weswegen der Hund im Tierheim abgegeben wurde, macht die Sache nicht einfacher. Von Scheidungs- oder Todesfällen in der Familie mal abgesehen, landen vor allem drei Sorten von Schnauzern im Tierschutz: Die Unterforderten, deren Besitzer bei der Anschaffung nicht bedacht haben, dass der Gebrauchshund ein echtes Powerpaket ist und eine sinnvolle Beschäftigung benötigt. Die Unerzogenen, die keine Regeln kennen und alles bekommen, was sie sich wünschen (und dies irgendwann auch einfordern). Und diejenigen, die sich aufgrund von zu viel Härte in ihrer Erziehung irgendwann gegen den Besitzer wenden. Gerade Schnauzer aus der Leistungszucht werden auf Belastbarkeit, Härte und Trieb gezüchtet. Versucht man so einen Hund zu brechen, werden sich gerade die wesensstarken Hunde irgendwann wehren. Keine einfachen Vermittlungsfälle, mit denen Tierheime oft überfordert sind – denn für eine intensive Vorkontrolle der Interessenten fehlt häufig die Zeit.

Aus diesem Grund nehmen wir in der RiesenSchnauzerNothilfe e. V. die Hunde in Pflegefamilien auf. Unsere Pflegestellen haben oft selbst Riesenschnauzer und deshalb Rasseerfahrung. Dies erleichtert den Umgang und die Einschätzung des manchmal eigenwilligen Charakters. Besonders schwierige Fälle bringen wir zunächst bei einem Hundetrainer unter. Durch diese intensive Betreuung lernen wir den Hund in vielen Alltagssituationen kennen: Versteht er sich mit anderen Hunden? Auch gut sozialisierte Schnauzer sehen Artgenossen im Erwachsenenalter nicht immer als Freunde – erst recht nicht des gleichen Geschlechts. Knurrt er, wenn man seinem Fressen zu nahe kommt? Kann er mit Kindern umgehen? Die stürmische Art der Schnauzer kann für Kleinkinder im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend sein. Oder wecken hoppelnde Hasen großes Interesse? Schnauzer können eine große Portion Jagdtrieb mitbringen! Verteidigt er sein Spielzeug, bewacht er das Grundstück? All diese Informationen helfen, eine passende Neufamilie zu finden. Auch im Nothilfeverein ist das nicht immer einfach und einige Hunde bleiben über Monate, bis sich der oder die Richtige für sie findet – allerdings überbrücken sie diese Zeit mit Familienanschluss und schnauzergerechter Beschäftigung. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass Pflegefamilien sich in ihren Pflegling verlieben und ihn letztendlich behalten. Wirklich schön für den Hund, nicht ganz so erfreulich für den Verein, denn gute Pflegefamilien sind schwer zu finden.

Jeder, der sich für einen Schnauzer – egal ob Zwerg, Standard oder Riese – entscheidet, sollte sich vorher eingehend mit der Rasse auseinandersetzen. Schnauzer sind Spätentwickler. Über Riesenschnauzer hört man immer wieder folgende „Weisheit“: Der Riese wächst im ersten Jahr in die Höhe, im zweiten Jahr in die Breite und im dritten Jahr wächst der Verstand. Mittelschnauzer sind im Allgemeinen sogar noch quirliger als ihre großen Verwandten. Alle Schnauzerrassen sind eigenwillig, haben ihre Ziele fest im Blick und sind vom Typ her eher rauh. Schnauzerbesitzer erkennt man nicht selten an ihren blauen Flecken, denn ihre Hunde lieben körperbetonte Raufspiele, bei denen sie ihre Kräfte messen können. Das muss man mögen und nicht in allem gleich einen Angriff auf den Alpha-Status sehen. Im Gegenteil: Diese Raufspiele eignen sich hervorragend, um dem Hund spielerisch auch mal Grenzen zu setzen. Und die benötigen alle Schnauzer – liebevoll, aber konsequent. Denn während das kleine Powerpaket als Welpe noch niedlich ist, macht sich fehlende Erziehung spätestens in der Pubertät bemerkbar – und wird für einige so sehr zum Problem, dass der Hund wieder abgegeben wird.

Übrigens: So schön der Schnauzerbart auf Fotos immer aussieht, in der Realität ist er meistens nass. Aber das ist sicher in den seltensten Fällen ein Abgabegrund…

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