Riesenschnauzer Gary vom Gutspark

Hund im Kilt.

(c) Tobias Meyer Illustration | Grafik

Ein Baby und ein Riesenschnauzer, der Familien-Bulli, ein Zelt und sechs Wochen gemeinsame Elternzeit – die perfekte Mischung, um sich auf den ja doch etwas längeren Weg nach Schottland zu machen und die Highlands zu erobern! Nachdem ich dort vor Jahren auf einem Ultrakurztrip mit einer wilden Horde Studikollegen den ersten Berg meines Lebens erklommen habe, stand Schottland weit oben auf meiner (zugegebenermaßen relativ langen) „places to see“-Liste. Auch sehr schön: In Schottland gibt es für Hunde selbst in Nationalparks keine generelle Anleinpflicht – so lange die Schnüffelnase weder Mensch, Natur, noch Schafe stört und sich in direkter Nähe seiner Besitzer aufhält, darf er sich frei bewegen. Also auf ins Land des Whiskeys und der Seeungeheuer!

 

Unser Weg nach Schottland führte uns mit der Fähre von Amsterdam nach Newcastle: 17 Stunden, in denen der Hund in einen kleinen Raum mit Flugboxen ziehen oder im Auto bleiben musste. Wir taten letzteres und durften Gary – immer in Begleitung eines Stewards – mehrfach auf dem Autodeck besuchen und zu einem Sandkasten Gassi führen. Dieses „Katzenklo“ war deutlich unter der Würde des Schnauzertiers. Weder das übliche Pinkel-Kommando, noch die nett gemeinten Überzeugungsversuche des Stewards wirkten: Dieser stellte von Cola-Dosen über Mülleimer bis hin zu Besenstielen verschiedene „Bäume“ bereit und ahmte sogar Geräusche von fließendem Wasser nach. :-) Gary ließ sich nicht beeindrucken und wartete ab, bis wir den ersten Grünstreifen hinter den Toren des Fährhafens in Newcastle erreichten. Für die Fährfahrt zurück nach Hause habe ich der Rennschnecke dann sogar extra ein Stück Rasen ausgestochen und es ihm in das Hundeklo der Fähre gelegt. Genützt hat es ... absolut gar nichts.

 

Von Newcastle aus ging es nach Edinburgh, dann einmal gegen den Uhrzeigersinn die schottische Küste entlang mit Abstecher auf die Isle of Skye und über Glasgow nach Newcastle zurück – über 4.000 Kilometer schroffe Klippen, einsame Strände, karge Hügel, viele Lochs (= Seen) und ein unsichtbares Monster, Burgruinen, Schafe und Kühe ...

Im Süden.

Ab durch die Mitte.

Im Norden.

Fr

08

Aug

2014

Ich bin Tempotaschentuchmehrfachbenutzer. Und ihr?

 

 

Eine kleine Anekdote aus dem Leben der Mareike W., die mir gerade wieder einfiel, als ich begonnen habe, unsere Schottland-Fotos zu bearbeiten.

 

Letzter Reisetag. Wir sind bereits wieder in England und wollen auf dem Weg zur Fähre nach Newcastle noch Hadrian’s Wall – die nördlichste Grenze des römischen Reichs – besuchen. Die Mauer zieht sich durch Kuh- und Schafsweiden von der Irischen See im Westen bis hin zur Nordsee im Osten und ist in weiten Teilen noch gut erhalten. Wir entscheiden uns für einen kleinen Rundweg, Fabian schultert sich Baby Jette auf den Rücken und ich nehme den Hund. Es ist recht viel los auf dem Weg, eher unwahrscheinlich das das Schnauzertier irgendwo frei laufen kann, ich wähle also Geschirr und Flexileine. Schließlich soll er sich ein bisschen bewegen können, bevor er 17 Stunden im Bauch der Fähre aushalten muss. Wir laufen also ein Stück an der Mauer entlang. Der Hund ruft bei vielen anderen Besuchern die üblichen Ahhs und Ohhs hervor, zwei Chinesinnen sind besonders angetan und laufen eine Weile mit uns mit, eine Schulklasse streitet sich darum, wer am naturgetreuesten bellen und damit den Hund irritieren kann. Business as usual.

 

Der Rückweg verläuft über ein Kuhweide. Von Kühen weit und breit nichts zu sehen. Das ist auch gut so, denn auch britische Kühe sind aus irgendwelchen Gründen immer sehr interessiert am Schnauzer und kommen dann ganz, ganz, ganz nah ran. (Habe ich erwähnt, dass ich Angst vor Kühen habe, wenn uns kein Zaun trennt?) Irgendwas in weiter Ferne weckt des Schnauzers Aufmerksamkeit. Vielleicht will er auch nur schnell zurück zum Auto, wer weiß das schon. Jedenfalls beginnt er zu ziehen und weil ich Frauchen und nicht Herrchen bin, bin ich nach dem dritten Mal nicht nur etwas genervt, sondern auch willens etwas dagegen zu tun. Als das Schnauzertier mein nachdrückliches „NICHT ziehen!“ (ja, das ist ein Kommando bei uns und funktioniert auch oft!) ignoriert, schmeiße ich den Griff der Flexileine (für alle Nicht-Hundebesitzer: einmal dem Link folgen, dann wisst ihr, was das ist!) in Richtung Hund. Eigentlich möchte ich dem Hund den Griff vor die Füße schmeißen, aber die Leine ist 10 Meter lang und schon im Schulsport konnte ich den Ball nicht über die 8-Meter-Linie hinausbefördern. Der Wurf ist also nur so mehr oder weniger gezielt – verfehlt aber seine Wirkung nicht. Von dem plötzlichen Geräusch hinter ihm ist der Schnauz ganz beeindruckt, kommt zurück und hält sich fortan mehr in meiner Nähe auf. Aber zurück zum Griff der Flexileine... Fabian: Großartig, du hast mitten in einen Kuhfladen geworfen. Ich: Näääää. Habe ich nicht. Fabian: Doch. Ich seh’s doch ganz genau! Ich: Nääää. Guck, es ist genau daneben gefallen! Fabian: Das Ding fass ich nicht mehr an. Mit einem Taschentuch wische ich verstohlen den Griff ab, stecke es in meine Hosentasche und nehme mir vor, das Taschentuch am Parkplatz in den Mülleimer zu werfen.

 

Szenenwechsel. Abends gehen wir fein essen. Naja, so fein wie es auf einer Fähre eben möglich ist. Schließlich haben wir heute unseren ersten Hochzeitstag, da kann man sich ja mal was gönnen. Zum Beispiel ein Steak für über 30 EUR. Überraschenderweise schmeckt es aber wirklich gut – well done, chef! Ein Pfefferkorn kitzelt in meiner Nase, ich muss niesen und die Nase läuft. Gedankenverloren krame ich ein Taschentuch aus der Hosentasche, schniefe ordentlich rein – und stelle fest: Es ist nicht das Steak, dass hier plötzlich frisch nach Kuh-Dung riecht und schmeckt...

 

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